2009: Tag 2, Casale le Crete - Mt. San Angelo

Montag, 15.Juni 2009


Strecke: 8 km
Höhenmeter: 350 m aufwärts, 200 m abwärts
Geplante Zeit: 5:30 Stunden





Etappenziele: Sorbo (Vordergrund) und
Poggio Filippo (Hintergrund)

Der Wecker klingelt um 6:00 Uhr aber mit den ganzen Vorbereitungen kommen wir dann doch erst um 9:00 Uhr los. Nicht ganz unschuldig ist das tolle Frühstück im Casale le Crete mit selbstgebackenen Schokokuchen und eigenem Honig. Der Wetterbericht sagt 30 Grad voraus und wir gehen noch einmal den Streckenverlauf durch und gucken uns an wo sich die Quellen an der Strecke befinden. Auf der heutigen Strecke gibt es zwei Möglichkeiten die zwei 5 Liter Kanister die uns Luca mit gibt wieder aufzufüllen. Das dürfte reichen. Das Schlimmste das uns passieren kann, ist das uns das Wasser ausgeht und die Kinder nicht mehr laufen wollen. Da verstehen die keinen Spaß...


Die Begeisterung der Kinder, Hanni (4) und Lotti (5), für die Esel ist groß. Jeder will die Esel striegeln, füttern, führen , etc.. Mit den Kindern haben wir bisher kleine Bergwanderungen von 3 - 5 Stunden unternommen. Dieses Jahr waren wir aber erst einmal in den Bergen unterwegs, von Schliersee zum Tegernsee, lt. GPS 12 km und 600 Höhenmeter. Das hat gut geklappt und außer das letzte Stück am Tegernsee, sind die Kinder die Strecke auch selbst gelaufen. Trotzdem bleibt abzuwarten, ob sie ähnliche Strecken die nächsten 5 Tage hintereinander schaffen werden. Zur Not können sie kürzere Strecken, solange es eben ist, auf dem Esel reiten. Das wäre kein Problem meint Luca. Mir ist es recht, damit wird mein Rücken nicht überstrapaziert.



Wie von Luca prognostiziert, kommen wir am ersten Tag für meine Begriffe nur quälend langsam voran. Die Esel, allen voran Nino der 7 Jahre alte Wallach, schert immer wieder aus und frisst sich am Straßenrand satt. Dann gilt es ihn mit einen leichten Ruck am Seil und “Ho Nino ho!” oder alternativ “Nino vai!” wieder auf die Strecke zurück zu bringen. Eine Prozedur, die mich die kommenden Nächte noch im Schlaf verfolgen wird. Wichtig ist, den Esel nur mit einen leichten bis beherzten Ruck am Seil zu signalisieren, dass er doch nun weitergehen möge. Was ein Esel gar nicht mag ist wenn man versucht ihm mit gespannten Seil weiter zu zerren. Dann schaltet das Grautier auf stur.

Um kurz nach 10 sind wir in Sorbo. Laut der Signora die hier das Restaurant betreibt, wohnen hier noch 48 Einwohner. Wir nutzen die Gelegenheit die Wasservorräte wieder aufzufüllen. Naja, von den 10 Litern fehlt vielleicht ein halber. Ein kurzer Check des Zeitplans sagte mir, dass wir hinter Plan sind aber wer mit Esel und mit Kindern unterwegs ist, sollte sich nicht unbedingt mit Zeitplänen abgeben.

Hinter Sorbo geht es stetig bergauf und wir sehen über uns schon das nächste Etappenziel: Poggio Fillipo. Allerdings macht der Weg einen großen Bogen nach Osten und vor dem frühen Nachmittag werden wir den Ort nicht erreichen.

Gegen Mittag übersteigt die Temperatur das erträgliche Maß und wir richten uns zur Siesta unter zwei großen schattigen Büschen ein. Vom Gepäck befreit fangen unsere Esel gleich zum Grasen an und ich hab die Hoffnung, dass Nino gesättigt nach einer ausgedehnten Mittagspause am Nachmittag schneller laufen wird.

Die Mittagspause verbringen wir mit Früchten und Sandwich und dösen vor uns hin. Die Kinder sind ausgeruht und aufgedreht so dass deren Mittagsschlaf ausfällt. Das wird sich die nächsten Tage hoffentlich noch ändern.

Gegen 3 Uhr beenden wir die Siesta und brechen zum Monte St. Angelo auf, der sich hinter Poggio Fillipo erhebt. Luca hat uns drei Zeltmöglichkeiten unterhalb des Berges auf der Karte eingezeichnet, wobei er meinte, dass der letzte Platz, der also am weitesten weg ist, der Schönste wäre. Damit haben wir uns dies auch als heutiges Tagesziel gesetzt. Allerdings habe ich keine Ahnung wie lange wir bis dahin noch gehen müssen.

Kurz danach kommen wir am Rand von Poggio Fillipo an und Gabi macht einen kurzen Abstecher zum Fruchthändler um unsere Vorräte aufzufüllen. Beim darauffolgenden Anstieg streikt Hanni und ich nehme sie auf die Schulter. Zu steil ist die Strecke um sie auf einen Esel zu setzen. Die Esel wiederum verfallen den Nachmittagsblues und Gabi hat alle Hände voll zu tun sie am Laufen zu halten. Gegen 6 Uhr erreichen wir unserer Meinung nach den tollen Zeltplatz den uns Luca beschrieben hat mit Blick auf den Monte Velino und errichten unser Lager.

Die Esel bekommen einen schönen Nachlagerplatz mit viel Futter zum Grasen. Wir gönnen uns Nudeln mit Tomatensoße. Es wird erst um 10 Uhr dunkel und solange halten auch die Kinder durch. Von den zehn Litern Wasser haben wir noch fünf. Das muss reichen bis morgen Mittag, dann erst kommt die nächste Quelle. Gabi checkt noch einmal die Knoten am Nachtseil mit dem wir die Esel festgebunden haben. Es wäre schade wenn wir die Esel schon in der ersten Nacht verlieren. Lt. Luca ist es schon zwei Mal passiert, dass die Esel ohne die Gäste zurückkamen. Einmal brach der Erdanker mit dem Eva nachts festgebunden war. Das andere Mal stimmte die Chemie zwischen Nino und seinem Führer nicht und er büchste aus. Den Weg nach Hause finden die Esel auch immer alleine, Luca ist da zuversichtlich.

Nachdem alles verstaut ist und wir die Strecke für morgen noch einmal durchgegangen sind (8 km, 400 Hm) legen auch wir uns ins Zelt. Zu meinen Erstaunen sind alle Luftmatratzen noch heile und das Nachtlager ist weich und komfortabel. Nicht schlecht für den ersten Tag. Einzig der Rotwein fehlt zum perfekten Tagesausklang.

Blick auf den Monte Velino

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