2009: Tag 5: Cartore - Santa Maria in Valle

Donnerstag, 18.Juni 2009
Strecke: ca. 7 km

Höhenmeter: ca. 200 m aufwärts, 200 m abwärts

Zeit: 4:00 Stunden


Fünf Uhr morgens, eine Zeit die ich sonst nur vom Hörensagen kenne aber diesmal weckt mich ein Geräusch. Schlaftrunken gucke aus dem Zelt über die angrenzende Lichtung und sehe wie sich gerade ein freilaufender Esel ins angrenzende Unterholz verdrückt. Sofort bin ich hellwach. “Eva ist los” rufe ich Gabi zu, stürze elektrisiert aus dem Zelt und laufe über die Lichtung. Am Waldrand angekommen suche ich nach der Eselin aber im schlechten Licht der Morgendämmerung kann ich keine Spur von ihr finden. “Was suchst du denn? Eva steht doch hier friedlich angeleint!” höre ich von hinten Gabi rufen. Ich eile zurück und tatsächlich, beide Esel stehen da, wo wir sie am Vorabend angeleint hatten. Und ich hätte schwören können …

Erleichtert legen wir uns wieder in unsere Schlafsäcke und gönnen uns noch zwei Stunden Schlaf. Das Frühstück besteht aus Espresso - die Milch war geronnen - und Nutellabrot. Dank der umliegenden Berge befindet sich unser Zeltplatz noch im kühlen Schatten und wir lassen uns mit dem Aufbruch Zeit. Heute steht dank Nino nur eine Kurzetappe auf dem Programm. Mittlerweile sind wir in eingespieltes Team. Das Zelt abbauen, die Taschen packen und die Esel beladen schaffen wir mittlerweile unter einer Stunde. Nur das “Austarieren” der Esel - keine Seite sollte mehr als o,5 Kilo schwerer sein als die andere - erfordert etwas Zeit. Bei Luca hatten wir noch eine Waage, aber hier in der Wildnis müssen wir auf unser Gefühl vertrauen.

Die Esel laufen heute überraschend gut. Kein Spur der Verweigerung wie am Vortag. Wahrscheinlich ist es die Aussicht heute Nacht wieder frei auf der Koppel von Antonella rumlaufen zu dürfen. Auch unsere Kinder freuen sich auf die Sitzbadewanne bei Antonella.

Wir machen noch einen Abstecher nach Cartore da wir kein Wasser mehr haben und die Quelle in Santa Maria in Valle aktuell defekt ist. Antonella hatte beim letzten Mal ihr letztes Wasser mit uns geteilt. Nach zwei Stunden sind wir wieder am Passo di Forge. Vor uns liegt das Tal das sich über Rosciolo bis Magliano di Marsi erstreckt. Im Schatten eines Baums pausieren wir und essen unsere letzten Äpfel, naja, die Kinder verfüttern sie an die Esel. Dann geht es bergab und kurz nach Mittag sind wir wieder bei Antonella und Marco. Gerade rechtzeitig zum Mittagessen und für eine ausgedehnte Siesta. Trotz der Nachmittagshitze ist es im Haus dank der dicken Steinmauern erfreulich kühl.

Am Spätnachmittag bekommen wir eine Führung durch die Sehenswürdigkeit in Santa Maria in Vale: Eine um 1100 n.Chr. erbaute Kirche des Benedektinerordens. Den Kindern ist dies zu langweilig. Sie spielen lieber mit den Antonellas Tieren. Neben den fünf Hunden gibt es zahlreiche Hühner, einen Hahn, mehrere Katzen und die große Attraktion: Einen frischen Wurf von niedlichen Katzenbabys. Ich setze mich an meinen Blog und muss wieder feststellen, dass ich nur offline arbeiten kann. Das Netz der Telecom Italia Mobile hier in den Abruzzen ist sehr schlecht. Naja, das Posten des Blogs muss dann warten bis wir wieder in der Zivilisation sind.

Der Abend bietet wieder ein kulinarisches Highlight. Antonella serviert wieder zahlreiche Spezialitäten aus den Abruzzen und wir kosten zum Abschluss noch lecker Kirsch-Schnaps. Bevor wir uns ins Bett legen, gucke ich noch bei den Eseln vorbei. Die genießen, dass sie auf der Koppel nicht festgebunden sind und frei herumlaufen können. Als Sie mich sehen kommen sie zum Zaun und Nino stupst mich mit seiner Schnauze. Mein Kumpel Nino! Er hat mich so manche Nerven gekostet aber ich werde ihn vermissen wenn wir die Esel morgen wieder abgeben.

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